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Statuette der Tadja

Die zierliche Elfenbeinfigur der Tadja wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von einer Berliner Expedition in Abusir el-Melek südlich von Kairo im unberührt erhalten gebliebenen Grab eines etwa siebenjährigen Kindes gefunden. Für das Leben in der Ewigkeit erscheint Tadja bereits als junge, voll erblühte Frau; ihre Nacktheit mag auf ihr noch kindliches Alter anspielen, denn nur Kinder werden in der ägyptischen Kunst unbekleidet dargestellt.

Das Grab der Tadja lässt sich um 650 vor Christus datieren, in den Beginn der Saiten-Dynastie. Der fein modellierte Körper nimmt in seiner Haltung Vorbilder des mehr als ein Jahrtausend zurückliegenden Mittleren Reiches auf und fügt sich in einen traditionalistischen Kunststil, den man als saitische Renaissance bezeichnet. Die Proportionen der kleinen Figur - geprägt durch volle Hüften und ein stark ausgeprägtes Becken - führen das Frauenbild der unmittelbar vorangehenden kuschitischen Dynastie fort. Es ist durch das afrikanische Schönheitsideal der starken Betonung der Oberschenkel und der Hüften charakterisiert. Auch in den Gesichtszügen glaubt man den Einfluss der kuschitischen Kunst aus dem Nordsudan zu bemerken.

Tradition und Innovation fließen in dieser Figur zusammen und zeigen, dass die ägyptische Kunst noch nach zweieinhalb Jahrtausenden zu immer wieder neuen Schöpfungen in der Lage ist und von künstlerischem Verfall keine Rede sein kann.

Die Grabausstattung der Tadja gelangte im Rahmen der Fundteilung vollständig nach Berlin. Die Holzsärge, die figürlichen Fayence-Gefäße, der reiche Schmuck und mehrere Statuetten werden künftig im Neuen Museum auf der Museumsinsel als vollständiges Grabinventar ausgestellt werden.