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Die Medina
Handwerker von Weltrang: Die Medina
Nicht nur die inneren Kämpfe bedrohten das Nasridenreich. Auch die äußeren Feinde, Kastilien und Aragon, rückten im 15. Jahrhundert immer weiter vor. Immer mehr Muslime mussten Zuflucht in Granada suchen. Was sich hier durchaus positiv auswirkte: Der enorme Zustrom an Handwerkern und Fachleuten trug zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt bei.
Das Weintor galt einst als Haupteingang zur Medina. Heute sieht man nur noch die Fundamente der Stadt, die innerhalb der Alhambra lag. In den 1930er Jahren kam die Idee auf, mit Zypressen die verschwundenen Fassaden anzudeuten.
Wohnhäuser, Gewerbe, eine Moschee und ein Hammam - ein Geflecht aus Häusern und Gassen, ähnlich den Städten Nordafrikas. Vieles wurde erst später in archäologischen Ausgrabungen entdeckt: Nicht nur die Wohnhäuser der Medina, auch die Paläste der Abencerrajes und Yusufs III. lagen in der Festungsstadt. Wohnhäuser wie Paläste sind gleich aufgebaut: Der Eingangsbereich ist offen, aber der private Bereich ist von außen nicht einzusehen. Alle Zimmer öffnen sich nur zum Innenhof; dessen Mittelpunkt bildet ein Wasserbecken.
Die Handwerksbetriebe der Medina versorgten mit ihren Erzeugnissen ausschließlich den Hof. Die Keramik-Werkstätten waren für ihr Kunsthandwerk weit über die Grenzen Andalusiens berühmt. Die Gazellen-Vase gilt als eines der Meisterwerke. Solche Kostbarkeiten waren auch beliebte Geschenke für andere Königshäuser. Aber auch Gebrauchsgegenstände stellten die Meister der Medina her: Krüge, Öllampen - selbst Spielzeugfiguren aus Ton.
In diesem Becken mischte man Lehm, Ton und andere Rohstoffe. Das erforderliche Wasser lieferte der Acequia Real, der "königliche Kanal", direkt ins Haus. Gleich daneben: der Brennofen.
Auch zu einem der wichtigsten Zentren für die Herstellung von Seide entwickelte sich Granada unter den Nasriden.
Jesús Bermudez:
"Es gab einen überaus intensiven Handel mit Süditalien, mit Venedig und Genua, mit Sizilien, aber auch mit Tunesien und mit den Häfen Ägyptens. Das heißt, dass die Handelsbeziehungen beidseitig ausgebaut wurden und man durch die eingeführten Waren voneinander profitierte."
Besonders gefragt am Hof waren die Maurer. Wehrgänge, Türme und Paläste - auf den vielen Baustellen der Alhambra gab es immer Bedarf an Fachleuten.
Die Wehranlagen waren für die Alhambra lebenswichtig - denn die Bedrohung der Reconquista war immer präsent. Gegen die christlichen Feinde benutzt man raffinierte Verteidigungstechniken - wie die Tordurchgänge im Zickzack. Wer hier durch wollte, konnte leicht in einen Hinterhalt geraten. Zusätzliche Hilfe bot ein Talisman: Die Hand sollte böse Geister aufhalten - und die Feinde.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts aber konnte keine Verteidigungstechnik mehr den Nasriden gegen die übermächtigen Christen helfen. Die letzte Bastion des Islams war dem Untergang geweiht.