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Betender Knabe
Betender Knabe
Im Alten Museum, in der Blickachse der Rotunde empfängt eine der berühmtesten Statuen der Antike die Besucher - ein künstlerisches Meisterwerk, von einem großen Geheimnis umwittert.
Der Betende Knabe hat eine bewegte Vergangenheit: um 1500 wurde er beim Bau der Stadtmauern in Rhodos gefunden und nach Venedig gebracht. Später kam er nach Verona, nach Mantua und an den englischen Königshof, nach Versailles und schließlich nach Wien. Dort kaufte ihn Friedrich der Große. Er ließ den Knaben auf der Terrasse von Schloss Sanssouci aufstellen, so dass er ihn von seinem Schreibtisch aus immer im Blick hatte. Nach einer kurzen Entführung nach Paris steht die Bronzefigur seit 1830 im Alten Museum.
Obwohl nicht weniger als achtzehn Besitzer verbürgt sind, weiß bis heute niemand, wen die Figur darstellt. Denn als sie gefunden wurde, fehlten die Arme. Erst der Finanzminister von Ludwig XIV. ließ sie ergänzen. Die Haltung der Unterarme und der Hände aber ist bis heute nur Vermutung - und damit auch die Deutung des Knaben. In seiner unvergleichlichen Anmut und Natürlichkeit, in den weich fließenden Formen seines nackten Körpers hat man in ihm den jugendlichen Gott Apoll gesehen oder den Knaben Ganymed, der sich sehnsuchtsvoll dem Adler des Zeus entgegenstreckt. Auch als Antinoos, als Ballspieler oder als Athleten, der sich die Siegerbinde anlegt, hat man ihn interpretiert.
Heute glaubt man, dass der Betende Knabe Teil einer Gruppe von Figuren war, vielleicht hat er etwa einem Wagenlenker etwas überreicht. Mit Sicherheit können wir nur sagen, dass die anmutige Figur um 300 vor unserer Zeitrechnung in Rhodos gegossen wurde und aus dem Umfeld des großen Meisters Lysipp stammt.