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Hildesheimer Silber
Hildesheimer Silberschatz
Im Oktober 1868 stießen einige Infanteristen in Hildesheim auf einen fantastischen Schatz. Beim Ausheben eines Schießstandes fanden sie eine Grube, darin drei Gefäße - und in ihnen über siebzig wertvolle Schalen, Platten, Becher, Schöpfkellen, Tischchen und Kerzenständer aus reinem Silber, zum Teil üppig vergoldet.
Noch größer war die Sensation, als sich herausstellte, dass der Schatz fast zweitausend Jahre alt war: die Soldaten hatten ein römisches Prunkservice gefunden. Der größte Teil des silbernen Tafelgeschirrs stammt aus der Zeit von Kaiser Augustus, um das Jahr 20 nach Christus, manche Stücke sind etwas jünger.
Noch einmal hundert Jahre älter aber ist das Glanzstück: die Athena-Schale. Auf dem Relief in ihrer Mitte sitzt die Göttin anmutig auf einem Felsen, ihr gegenüber eine Eule, ihr heiliges Tier. Das Gewand der Athena, ihr Helm und der Schild unter ihrem Arm sind feuervergoldet, auch der Rand der Schale ist mit goldenen Akanthusblättern geschmückt. Nicht zuletzt diese strahlenden Vergoldungen machen sie zu einem der schönsten Stücke römischen Prachtsilbers überhaupt.
Wie das ganze Service war die vermutlich aus Alexandria stammende Schale nicht zum Gebrauch, sondern als Dekoration gedacht - kostbares Prunkstück einer vornehmen Tafel. Wer den Schatz einst vergraben hat, wissen wir nicht. Vielleicht gehörte er einem römischen General. Allerdings passen nicht alle Stücke zusammen, manches fehlt, und Inschriften nennen fünf verschiedene Besitzer. Das Service könnte also nicht einem Haushalt, sondern etwa einem Händler gehört haben - oder Diebesgut gewesen sein. Das würde auch den Ort erklären, an dem er versteckt wurde: mitten im Feindesland, viele Tagesreisen vom römischen Reich entfernt.